MEDORA - ein System für eine gendersensible Gesundheit

MEDORA - ein System für eine gendersensible Gesundheit

Celine Tappert
Luzie Funk
Marla Wagner
Rosa Heinemann


MEDORA - ein System für eine gendersensible Gesundheit


01 Abstract


Im Rahmen des analytischen Gestaltungskurses, der sich mit den Methoden des Designs den möglichen, wahrscheinlichen und wünschenswerten Zukünften des Gesundheitswesens widmet, entstand das Projekt Medora. Angeregt durch “Design Futuring”, erforscht Medora, wie FemTech-Produkte und -Dienstleistungen die Gesundheitsversorgung für Frauen verbessern können, und trägt zur Entwicklung eines zukunftsorientierten Ansatzes im Gesundheitswesen bei.
Ursprünglich lag der Fokus auf alternativen Behandlungsmethoden und Diagnosen durch Algorithmen, doch schnell zeigte sich die Notwendigkeit, sich auf die Frauengesundheit und geschlechtersensible Medizin zu konzentrieren – ein Bereich mit großem Verbesserungspotenzial.
Medora bietet Einblicke in aktuelle Trends und Herausforderungen in der FemTech-Branche und zielt darauf ab, das Bewusstsein für die Bedeutung einer geschlechtersensiblen Gesundheitsversorgung zu erhöhen. In Kooperation mit der BARMER Ersatzkasse entstand ein Projekt, das die Zukunft des Gesundheitswesens innoviert, spekuliert und kritisiert. Dabei werden durch verschiedene gestalterische Ausdrucksformen wie Video, Grafiken und interaktive Erfahrungen Zukünfte des Gesundheitssystems erforscht, die sowohl mögliche als auch wünschenswerte Szenarien aufzeigen. Das Ziel von Medora ist es, einen Beitrag zu einer effektiveren und inklusiveren Gesundheitsversorgung in Deutschland zu leisten, die speziell die Bedürfnisse von Frauen anerkennt und adressiert.




SG2 Analytische Gestaltung

SG2


Supervision
Prof. Benedikt Groß
Vertretungsprof. Dodo Vögler
Daniel Höffner (BARMER)

02 Recherche

Frauen in der Forschung


Frauen wurden in der Medizin und Forschung oft als kleinere Männer gesehen.[1] Anatomische Zeichnungen und Darstellungen von Symptomen in der Fachliteratur, sowie klinische Studien und darauf basierende pharmakologischen Indikationen stützen sich auf die Annahme, dass sich Frauen und Männer bis auf die Reproduktionsorgane nicht unterscheiden.[2] Es gibt wichtige geschlechterspezifische Unterschiede zwischen den Geschlechtern und falsche Annahmen auf Grund dieser können die medizinische Versorgung verzögern und lebensgefährlich sein. Beispielsweise werden Männer, die an einer bisher nicht diagnostizierten Multiplen Sklerose leiden, häufiger zur Orthopädin geschickt, während Frauen zum Psychiater überwiesen werden.[3]

In “Invisible Women: Exposing Data Bias in a World Designed for Men” von Caroline Criado Perez wird aufgezeigt, dass Frauen bei Herzinfarkten oft andere Symptome wie Übelkeit oder Erschöpfung zeigen als Männer. Da medizinisches Wissen über Herzinfarkt Symptome meist auf männlichen Studienteilnehmern basiert, werden diese Anzeichen bei Frauen häufig übersehen, was zu verzögerter Diagnose und Behandlung führt und ihre Überlebenschancen verringern kann.[4]

Quellen:
[1]. Jackson, G. (2019, November 13. The female problem: how male bias in medical trials ruined women’s health. The guardian.
[2]. med. Dott. Sabine Oertelt-Prigione, M. (2015. Habilitationsschrift Paradigmenwechsel in der Medizin -Ansätze zur Implementierung der Gendermedizin. Fu-berlin.de. ) [3]. Jäger, S. (2022. Geschlechterunterschiede in der Medikamentenforschung. forum, 2022(2), 8–9. )
[4]. Perez, C. C. (2020. Invisible Women : Exposing data bias in a world designed for men. )



Biologisches und Soziales Geschlecht


Das biologische Geschlecht (Sex) beschreibt körperliche Merkmale wie Chromosomen, Gene, Anatomie und Hormone. Menschen unterscheiden sich je nach Geschlecht durch die Aktivität ihres Immunsystems und ihrem Stoffwechsel. Hier werden erneut drei Geschlechtertypen unterschieden.

  • Genetisches Geschlecht – welche Geschlechtschromosomen vorliegen
  • Gonadales Geschlecht – ob Eierstöcke, Hoden oder beides vorhanden sind
  • Genitales Geschlecht – je nach äußeren körperlichen Geschlechtsmerkmalen

    Das Soziale Geschlecht (Gender) beschreibt Verhaltensweisen, die oft mit gesellschaftlichen Normen und geschlechtstypischen Lebensstilen verknüpft sind. Darunter zählen die Selbstwahrnehmung, unsere Identität und in welchem Geschlecht wir uns empfinden, die Gesellschaftliche Konventionen und Ideale, die Familienrollen und die Risikofreudigkeit. Hier wird zusätzlich zwischen dem psychischen und dem sozialen Geschlecht entschieden.

  • Psychisches Geschlecht – entsprechend der sexuellen Selbstidentifikation
  • Soziales Geschlecht – also entsprechend der von außen kommenden, sozialen Rollenzuweisung

    Sex und Gender haben einen erheblichen Einfluss auf die Gesundheit. Biologische Unterschiede wie Hormonspiegel und genetische Dispositionen können zu unterschiedlichen Risiken und Reaktionen auf Krankheiten und Medikamente führen. Ebenso beeinflusst Gender, durch soziale Rollen und Verhaltensnormen, die Gesundheit, beispielsweise durch Stressbewältigungsstrategien, Ernährungsgewohnheiten und die Inanspruchnahme medizinischer Versorgung. Die Berücksichtigung von Sex und Gender in der medizinischen Forschung und Praxis ist daher entscheidend für eine effektive und individualisierte Gesundheitsversorgung.
Gendersensible Medizin


Die Gendermedizin beschreibt das Fachgebiet, das sich mit dem Einfluss von Geschlecht und Gender auf Gesundheit, Erkrankungen, Forschung, Therapien und Prävention befasst. Hierbei liegt der Fokus momentan hauptsächlich auf weiblich gelesenen und biologisch weiblichen Personen, da dort ein großer Aufholbedarf besteht. Deshalb beschlossen wir, uns in dieser Arbeit auf Gendersensible Medizin mit Fokus auf weiblich gelesene Personen zu konzentrieren.

Gender Data Gap


Nicht zuletzt durch den Contergan-Skandal verfügte von 1977 bis 1993 verfügte die US-Zulassungsbehörde FDA, das Frauen im gebärfähigen Alter aus “Sicherheitsgründen” komplett von der Phase I der klinischen Studien ausgeschlossen werden sollen. Forschungsergebnisse von Studien an Männern wurden einfach auf Frauen übertragen. [5] Trotz der Aufhebung der Verfügung werden Frauen in medizinischen Studien noch unterrepräsentiert. In Laborstudien werden überwiegend männliche Versuchstiere verwendet und selbst Zellstudien wurden hauptsächlich an männlichem Gewebe durchgeführt.[6] Dieser Mangel an frauenspezifischen Forschungsdaten wird als “Gender Data Gap” bezeichnet. Auch wenn die Aufmerksamkeit für das Thema der genderspezifischen Medizin in den letzten Jahren gestiegen ist, zeigt ein Bericht von Citigroup, dass nur 1% der Pharmaforschungs- und Entwicklungsausgaben für die mütterliche Gesundheit verwendet werden und der Sektor FemTech, der digitale Technologien anwendet, um die Bedürfnisse von Frauen anzusprechen, immer noch zu klein ist, um die Gender-Gesundheitslücke vollständig zu schließen.[7] Dennoch trägt FemTech dazu bei, Frauen durch quantifizierbare Informationen über ihren Körper und Kenntnisse über Trends in ihren Symptomen zu stärken​​. Der Bericht betont, dass Frauen in wichtigen Bereichen wie Diagnose, Therapeutika und Schmerzmanagement schlechter abschneiden, was durch die Unterfinanzierung von Forschungen zu frauenspezifischen Erkrankungen und schwache finanzielle Anreize zur Entwicklung von Medikamenten für die Frauengesundheit bedingt ist. Diese Lücken in der Forschung und der Gesundheitsversorgung unterstreichen die Notwendigkeit, den Aufholbedarf an nicht vorhandenen Daten zu decken, um das Gesundheitssystem zu verbessern und eine effektivere und gerechtere medizinische Versorgung für Frauen zu gewährleisten​​. Universitäten und medizinische Fakultäten beginnen zunehmend, Lehrpläne anzupassen und spezielle Module oder Kurse zur Geschlechtermedizin anzubieten. Diese Bemühungen zielen darauf ab, das Bewusstsein und das Verständnis für geschlechtsspezifische Unterschiede in der Medizin zu fördern. Zusätzlich gibt es Initiativen von medizinischen Fachgesellschaften und Gesundheitsorganisationen, die sich für eine stärkere Berücksichtigung von Geschlechteraspekten in der medizinischen Forschung und Praxis einsetzen. Diese Initiativen umfassen sowohl die Förderung von Forschung in diesem Bereich als auch die Sensibilisierung von Gesundheitsfachkräften für die Relevanz geschlechtsspezifischer Ansätze in Diagnose und Therapie

Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz kann die Schließung der Gender Data Gap verstärkt werden. Deshalb sehen wir dringenden Handlungsbedarf im Feld der Genderspezifischen Medizin und die Klärung der Frage, wie die Gender Health Gap schnellstmöglich geschlossen werden kann.



Quellen:
[5]. Geschlechterunterschiede in der klinischen Forschung. (2020, Juli 7. Pharma-fakten.de; Pharma Fakten e.V. )
[6]. Perez, C. C. (2019). Invisible women: Data bias in a world designed for men. Harry N. Abrams.
[7]. FemTech and the gender health gap. (o. D..)

Frauengesundheit in Deutschland


Die aktuelle Situation der Frauengesundheit in Deutschland wird durch die begrenzte Integration von Geschlechtermedizin in der medizinischen Lehre gekennzeichnet, wie ein Artikel des Deutschen Ärzteblatts vom 6. März 2020 beschreibt. Obwohl das Bewusstsein für geschlechtsspezifische Unterschiede in der Medizin zunimmt, bleibt die umfassende Berücksichtigung dieser Aspekte in der Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten noch hinter den Erwartungen zurück. Die Geschlechtermedizin, die sich mit den biologischen und sozialen Unterschieden zwischen den Geschlechtern befasst und deren Auswirkungen auf Krankheitsbilder und Therapien untersucht, wird bisher nur punktuell in der medizinischen Lehre integriert. Dies führt dazu, dass wichtige Erkenntnisse über die spezifischen Bedürfnisse und Reaktionen von Frauen auf bestimmte Krankheiten und Behandlungen nicht ausreichend in der medizinischen Praxis berücksichtigt werden. Die Notwendigkeit einer stärkeren Integration der Geschlechtermedizin in die medizinische Ausbildung wird daher immer deutlicher, um eine gleichberechtigte und bedarfsgerechte Gesundheitsversorgung für alle Geschlechter zu gewährleisten. [8]



Quelle:
[8]. Deutscher Ärzteverlag GmbH. (2020, März 6. Geschlechtermedizin in der Lehre: Bislang nur punktuell integriert. Deutsches Ärzteblatt. )



FemTech


Das das Thema Frauengesundheit immer mehr in unserer Gesellschaft ankommt zeigt auch der Anstieg an FemTech StartUps in den letzten Jahren. Der Begriff FemTech umfasst technologische Produkte und Angebote die spezifisch für Frauen und deren Gesundheit entwickelt wurden. Darunter zählen Apps und Produkte zum tracken des Menstruationszyklus, Produkte im Bereich Schwangerschaft, Supplements und weitere Gadgets. Das globale Finanzierungsvolumen wuchs zwischen 2009 und 2019 mit über 590 Millionen US Dollar um das Zehnfache. [9] Der FemTech Markt ist ein wachsender Markt mit viel Innovationspotenzial.

Laut einer Marktübersicht von FemTech Analytics [10] belief sich der globale FemTech-Markt im Jahr 2020 auf 40,2 Milliarden US-Dollar und wird voraussichtlich bis 2025 auf 75,1 Milliarden US-Dollar anwachsen, mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 13,3%. Die größten Marktanteile gehören zu den Bereichen Schwangerschaft und Pflege sowie reproduktive Gesundheit und Verhütung, die zusammen etwa 37% des Marktes ausmachen. Trotz des steigenden Interesses bleibt die FemTech-Branche ein schnell wachsender Markt mit hohem Innovationspotenzial. Nordamerika ist der unangefochtene Marktführer mit fast 55% der FemTech-Unternehmen, gefolgt von Europa mit 25%. In den USA und im Vereinigten Königreich befinden sich die meisten FemTech-Unternehmen. Der FemTech-Markt umfasst ein breites Spektrum an Produkttypen, darunter innovative Verbraucherprodukte, Geräte zur Behandlung von Sexual- und reproduktiver Gesundheit sowie Software und Apps für Schwangerschafts- und Pflegebetreuung, Frauengesundheit, Langlebigkeit und Menstruationsgesundheit.



[Abb.01]





Quelle:
[9]. Haverstock, E. (05.2020. Narrative change: VCs are finally ready to talk about menopause. Pitchbook.com. )
[10]. FeMTech Market Overview | FeMTech Analytics. (o. D.. FemTech Analytics. )

[Abb.01] Quelle: Forthmann, K. (2021, 16. Dezember. Zu unrecht unterschätzt — Warum wir über FemTech reden müssen. Medium. )

Experteninterviews

Experteninterview: Prof. Dr. Margarethe Hochleitner


In einem Interview mit Prof. Dr. Margarethe Hochleitner, einer renommierten Expertin für Medizin und Diversität, werden tiefgreifende Einblicke in die Frauengesundheitsforschung und Gendermedizin gewonnen. Prof. Dr. Hochleitner, die seit 2004 an der Universität Innsbruck die Koordinationsstelle für Gleichstellung, Frauenförderung und Geschlechterforschung leitet, teilt ihre persönlichen Erfahrungen mit Sexismus im Medizinstudium und ihr langjähriges Engagement in Gewerkschaften und der Ärztekammer. Sie betont die Notwendigkeit, Gendermedizin als selbstverständlichen Bestandteil der medizinischen Ausbildung zu etablieren und unterstreicht die Wichtigkeit einer ausgeglichenen Repräsentation von Frauen in medizinischen Studien. Prof. Dr. Hochleitner kritisiert die aktuelle Unterrepräsentation von Frauen in Forschung und Praxis, insbesondere bei bestimmten Krankheiten und Behandlungen. Sie thematisiert auch die Herausforderungen bei der Integration neuer Krankheitsbilder in die Gendermedizin und die Bedeutung zielgerichteter Forschungs- und Bildungsinitiativen.

Das Interview beleuchtet zudem die Probleme geschlechtsspezifischer Unterschiede bei Medikamentenwirkungen und -nebenwirkungen und hebt die Bedeutung personalisierter Medizin hervor. Prof. Dr. Hochleitner äußert sich skeptisch bezüglich des Schließens der Datenlücke in der Frauengesundheit bis 2035 und betont die Notwendigkeit kontinuierlicher Anstrengungen, um geschlechtsspezifische Unterschiede in Forschung und Praxis zu adressieren.

“Wenn sich die Patientinnen wehren, dann tut sich vielleicht etwas.”

Insgesamt wird die Bedeutung eines umfassenden Ansatzes hervorgehoben, der Bildung und Forschung integriert, um eine gleichberechtigte und effektive medizinische Versorgung aller Geschlechter zu gewährleisten.



[Abb. 02] - Prof. Dr. Margarethe Hochleitner





Experteninterview: Miriam Santer (Co-Founder & COO) | theblood.io


Das Interview mit Miriram Santer von theblood.io konzentrierte sich auf das Thema Frauengesundheit und insbesondere auf ein innovatives Projekt im Bereich der Menstruationsblutanalyse. Die Gründerinnen des Projekts, darunter Isabelle, haben persönliche Erfahrungen mit gesundheitlichen Herausforderungen im Bereich der Frauengesundheit, die als Motivation für ihre Arbeit dienten. Ihr Ziel ist es, einen Heimtest zu entwickeln, mit dem Frauen ihre Menstruationsblutprobe zu Hause sammeln und zur Analyse an ein Labor schicken können. Derzeit bieten sie einen einfacheren Test an, der zwar keine Laboranalyse umfasst, aber dennoch personalisierte Auswertungen bietet, die auf Farbe, Konsistenz und Zusammensetzung des Menstruationsblutes basieren. Die Gründerinnen streben an, ein Produkt zu entwickeln, das die Analyse von Vitaminen, Hormonen und Spurenelementen ermöglicht. Langfristig sehen sie das Potenzial für diagnostische Tests und Früherkennung von Krankheiten wie HPV und Endometriose. Die Herausforderung liegt in der Standardisierung des komplexen menstruellen Blutes für valide Laborergebnisse.

Das Interview beleuchtet auch die Bedeutung von Kooperationen mit Kliniken und die Möglichkeit, dass Krankenkassen in Zukunft die Kosten für solche Tests übernehmen könnten. Der Fokus liegt darauf, Frauen bessere Einblicke in ihre Gesundheit zu geben und durch die Sammlung und Analyse von Daten bessere Produkte und Behandlungsmethoden zu entwickeln.

Abschließend wird über die Vision eines idealen Gesundheitssystems gesprochen, in dem Frauen gleichberechtigt in der medizinischen Forschung berücksichtigt werden und das eine umfassendere und schnellere Integration neuer medizinischer Erkenntnisse und Behandlungsmethoden ermöglicht. Das Interview zeigt auf, wie wichtig es ist, in den Bereich der Frauengesundheit zu investieren und wie technologische Fortschritte dazu beitragen können, die Gesundheitsversorgung für Frauen zu verbessern.

“Wir sollten viel mehr digitalisieren und diese Synergien nutzen.”



[Abb.03] -Miriam Santer





Experteninterview: Giulia Tomasello | Co-Founder ALMA

Interaction Designer | Educator | Female Health Advocate

In dem Interview mit einer Expertin im Bereich der Frauengesundheit und Technologie werden verschiedene Themen angesprochen, die für die Entwicklung zukünftiger Gesundheitssysteme und -produkte relevant sind. Die Expertin erzählt von ihrem Projekt Alma, einer Unterwäsche mit integriertem Sensor zur Überwachung vaginaler Flüssigkeiten. Sie erklärt, dass das Projekt derzeit pausiert, da die Gesellschaft und der Markt noch nicht bereit für solch fortschrittliche Technologien sind. Sie hebt hervor, dass es an ausreichenden Investitionen in Frauengesundheit und tragbare Elektronik mangelt.

Das Interview beleuchtet die Herausforderungen bei der Entwicklung und Finanzierung innovativer Gesundheitsprodukte, insbesondere im Bereich der Frauengesundheit. Die Expertin kritisiert das gegenwärtige Start-up-Ökosystem, das ihrer Meinung nach zu stark auf Kapitalerwerb fokussiert ist und nicht genug auf tatsächliche Forschung und Entwicklung.

Die Diskussion wendet sich der Bedeutung von Prävention und Selbstüberwachung in der Frauengesundheit zu. Es wird betont, dass Bildung und Aufklärung in diesen Bereichen von entscheidender Bedeutung sind, um Frauen zu ermächtigen und ihnen Kontrolle über ihre eigene Gesundheit zu geben.

Ein weiteres Thema ist der Zugang zu Gesundheitsprodukten und -dienstleistungen. Die Expertin argumentiert, dass die meisten technologischen Fortschritte im Gesundheitsbereich derzeit nur einer begrenzten und privilegierten Gruppe zugänglich sind. Sie betont die Notwendigkeit, die Gesundheitsversorgung zugänglicher und integrativer zu gestalten. Zudem werden aktuelle Entwicklungen und Trends in der Frauengesundheit diskutiert, wie die Bedeutung von Menopause und Endometriose. Die Expertin weist darauf hin, dass in diesen Bereichen zunehmend investiert wird und neue Projekte und Apps entstehen, die speziell auf diese Gesundheitsprobleme ausgerichtet sind.

“Um effektive Prävention zu erreichen, bedarf es einer qualitätsvollen Umsetzung.”

Schließlich betont sie die Bedeutung von kritischem Denken und realistischen Erwartungen bei der Entwicklung zukünftiger Gesundheitsprodukte und -systeme. Sie fordert die Studierenden auf, nicht nur innovative Lösungen zu entwickeln, sondern auch deren Machbarkeit, Zugänglichkeit und ethische Implikationen zu berücksichtigen.



[Abb.04] -Giulia Tomasello





Quellen:
[Abb.02] tagesschau.de. (2023, 27. Februar. Margarethe Hochleitner, Gendermedizinerin an der Medizinischen Universität Innsbruck, zum Stand der Forschung in der Gendermedizin [Video]. tagesschau.de. )
[Abb.03] Miriam Santer - TheBlood | LinkedIn. (2023. )
[Abb.04] Giulia Tomasello | LinkedIn. (2023 )