Workshop und Methodik

Vorbereitung

Im Rahmen der Kooperation mit dem Börsenverein des Deutschen Buchhandels (BöV) wurde ein gemeinsamer Workshop geplant. Hierfür wurde der BöV im Haus des Buches in Frankfurt besucht. Gemeinsam mit einigen Mitarbeitern und Verantwortlichen des Verbands wurden wichtige Faktoren für die Zukunft des Buchhandels diskutiert, basierend auf einer zuvor vom Kurs vorbereiteten STEEP-Analyse. Anschließend wurden thematische Kleingruppen gebildet, in denen mit den jeweiligen Experten des BöV in Form der Methoden des „Futures Wheel“ und „Name It’s“ potenzielle Zukünfte für den Buchhandel zusammen entwickelt wurden. Der Austausch mit den Experten soll einerseits Übung im Halten und Organisieren von Workshops bringen und gleichzeitig den thematischen Horizont erweitern, sowie wertvolle Kontakte zu Fachpersonen knüpfen.

Der Workshop hatte außerdem Einfluss auf die Festlegung der einzelnen Gruppenthemen und einige verwendete Methoden waren sehr hilfreich, weshalb in diesem Abschnitt der Doku auf die im Workshop verwendeten Methoden eingegangen wird.

Ablaufplan
Der Workshop wurde teilweise mit dem gesamten Kurs und teilweise in Kleingruppen abgehalten. Unsere Kleingruppe, Team 4, bestand aus Duane, Stamatia, Monica und Alisa, da wir thematisch ähnliche Vorlieben hatten (wie unten abgebildet). Die Pausen während des Workshops boten zudem wertvolle Gelegenheiten, sich mit Experten zu vernetzen und mehr über die Branche zu erfahren.

Steep

Zur Vorbereitung des Workshops und zur Unterstützung bei der genauen Themenfindung wurde innerhalb des Kurses eine umfassende STEEP-Analyse zum Thema Buchhandel durchgeführt. Diese Analyse diente während des Workshops als Gesprächsgrundlage mit den Experten des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels (BöV).

Die STEEP-Analyse erleichterte die ersten Schritte der Themenrecherche erheblich. Die verschiedenen STEEP-Faktoren wurden auf Post-its verteilt und beim Workshop vor Ort den BöV-Experten zur Verfügung gestellt, um einen besseren Austausch zu ermöglichen.

Darüber hinaus wurden die STEEP-Faktoren genutzt, um sie innerhalb einer Matrix in ihrer Wahrscheinlichkeit einzustufen. Diese Faktoren können in „Prognose“ (relativ sicher) und „kritische Unsicherheitserfahrung“ (unsicher) sowie in wichtig und unwichtig eingeteilt werden.

Diese Einstufung ist entscheidend für das weitere Vorgehen, da sie hilft, die Wahrscheinlichkeit und Relevanz eines Themas in den nächsten Jahren besser einzuschätzen. In dieser allgemeinen STEEP-Analyse wurden Faktoren farblich hervorgehoben, die unser Team als besonders interessant oder relevant für die weitere thematische Eingrenzung befunden hat.

Schlüsselfaktoren

Schlüsselfaktoren dienen als Orientierungspunkte, um Trends, Risiken und Chancen zu identifizieren und entsprechende Maßnahmen abzuleiten.

Im Kontext des Buchhandels können Schlüsselfaktoren technologische Entwicklungen, gesellschaftliche Veränderungen, wirtschaftliche Bedingungen und regulatorische Rahmenbedingungen umfassen. In diesem Fall wurden 6 STEEP-Faktoren gewählt und mögliche Entwicklungsrichtungen gesammelt, um die Bandbreite möglicher Szenarien aufzuzeigen:

Sustainable Smart Stores

  • Weniger: Traditionelle Ketten bleiben bestehen, mit Fokus auf Nachhaltigkeit und Effizienz, jedoch ohne flächendeckende Automatisierung.
  • Mehr: 24/7 Verfügbarkeit von Büchern, vollständige Automatisierung und Einsatz moderner, nachhaltiger Technologien, möglicherweise mehr Einzelhandelsgeschäfte.

    Communities
  • Präsent: Traditionelle Buchclubs mit Schwierigkeiten, eine jüngere, multikulturelle Demografie zu erreichen.
  • Online: Virtuelle Communities, die die Probleme heutiger Social-Media-Plattformen überwinden, mit Fokus auf Buchclubs und gemeinsame Leseerfahrungen.

    Adaptivität durch Technologie
  • Analog: Bücher bleiben unverändert, Wettbewerb zwischen Büchern und Tablets bleibt bestehen.
  • Digital: Analoge Bücher werden vollständig durch digitale Inhalte ersetzt, einschließlich KI-generierter Inhalte und multimedialer Outputs.

    Einzelbuchläden
  • Verdrängung: Gefahr von Monopolen und Zentralisierung, Effizienz durch große Anbieter, Bedrohung für Buchhändlerberuf.
  • Verbreitung: Buchliebhaber betreiben eigene Stores, Dezentralisierung der Lieferketten, Hyperlocal-Strategien zur Nutzung von leerstehenden Innenstadtflächen.

    Digitalisierung im Bildungswesen
  • Traditionell: Digitalisierung erreicht Schulen nicht vollständig, physische Bücher und Tafeln bleiben dominierend.
  • Digital: Vollständige Digitalisierung des Bildungswesens, mit potenziell negativen Auswirkungen auf die Entwicklung, aber praktischer für Homeschooling und digitale Kompetenzen.

    Self Publishing
  • Wenig: Ökonomische Barrieren mit politischen Konsequenzen, Verlage veröffentlichen kuratierte Inhalte.
  • Mehr: Demokratisierung des Veröffentlichungsprozesses, Trend zu selbstveröffentlichten Büchern, Medium für politisches Engagement.
Szenariospinne

Den Schlüsselfaktoren folgend gestalteten wir mehrere „Szenariospinnen“. In dieser Matrix sind die gleichen Faktoren wie bei den Schlüsselfaktoren verteilt. Beide Teammitglieder füllten eine Szenariospinne aus, um unsere Einstufungen aufeinander zu legen und unsere Eindrücke zu vergleichen. Wie zu sehen ist, liegen unsere Einschätzungen sehr ähnlich:

Szenario: Analog-Digital Symbiose
In dieser Zukunft des Buchhandels zeichnet sich die verstärkte Bedeutungen digitaler Communities ab, während adaptive Technologien zunehmend zum Einsatz kommen. Einzelbuchläden werden weiterhin bestehen bleiben, ergänzt durch die Präsenz großer Ketten. Fortschritte in Richtung Smart Stores werden langsam aber sicher stattfinden, wobei Nachhaltigkeit und technologische Innovationen im Fokus stehen. Ebenso wird die Digitalisierung der Schulen allmählich voranschreiten, wobei physische Bücher und traditionelle Lernmittel weiterhin eine Rolle spielen.

Beschreibung dieser Welt
In einer Welt, in der große Ketten an Popularität verlieren, erleben Einzelbuchläden einen Boom. Sie sind nicht nur Orte des Buchkaufs, sondern lebendige Gemeinschaftszentren. KI und Roboter unterstützen bei der Betriebsführung und erweitern das Angebot. Diese Läden sind hyperpersönlich und mit Social Media verbunden. Es gibt eine Symbiose von digitalen und analogen Medien, wobei Bücher mit interaktiven Elementen aufgerüstet werden. Schulen digitalisieren sich langsam, sind jedoch nicht an den Zeitgeist angepasst. Die Entwicklung der Kinder leidet unter der häufigen Tablet Nutzung, während Einzelbuchläden als Zentren für Lesen und Bildung dienen.

Daraufhin wurde eine weitere Szenariospinne erstellt, die diesmal ausgewürfelt wurde. Dementsprechend sind manche Entwicklungen etwas widersprüchlich, aber es war dennoch eine sehr gute Übung zum Bilden von spannenden, bewusst nicht-beabsichtigten Zukunftsszenarien.

Szenario: Book Punk / Analog Revival
Große Ketten verlieren radikal an Beliebtheit, da sie als zu unpersönlich wahrgenommen werden, während Einzelbuchläden einen Boom erleben. Diese Einzelbuchläden bieten kuratierte Sammlungen und werden operativ sowie bei der Angebotserweiterung durch KI und Roboter unterstützt. Einzelbuchläden sind hyperpersönlich gestaltet und eng mit Social Media Communities verknüpft. Digitale und analoge Medien existieren in Symbiose, wobei analoge Bücher nachgerüstet werden und es zunehmend Kombinationen aus Büchern und Bildschirmen gibt. Die Digitalisierung in Schulen schreitet nur oberflächlich voran, ohne tiefgreifende Veränderungen im Bildungswesen zu bewirken.

Beschreibung dieser Welt
In einer Welt, in der digitale Gemeinschaften und fortschrittliche Technologien immer wichtiger werden, blühen einzelne Buchläden neben großen Ketten weiter. Diese Buchhandlungen bieten einzigartige, kulturell bereichernde Erlebnisse und dienen als lokale Treffpunkte. Währenddessen schreiten die Entwicklung von Smart Stores und die Digitalisierung von Schulen langsam, aber stetig voran. Smart Stores revolutionieren das Einkaufserlebnis durch Automatisierung und Personalisierung, während Schulen digitale Tools nutzen, um Bildung zugänglicher und individueller zu gestalten.

What if's

Bei den „What if’s“ geht es darum, hypothetische „Was wäre, wenn … ?“ Fragen zu formulieren, die die Neugier wecken und die Grundlage für die Erstellung von Futures Wheels bieten. Daher wurde eine Sammlung von „What if“-Fragen vorbereitet, die sich sowohl für die Experten des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels (BöV) eignen, als auch den Interessen des Teams entsprechen. Diese Fragen sollen inspirieren und die Experten dazu anregen, mögliche Zukunftsszenarien zu diskutieren und zu entwickeln.

Was wäre, wenn KI-Autoren konventionelle Schriftsteller ersetzen würden? Wie würde sich dies auf die Kreativität und Originalität literarischer Werke auswirken? Welche neuen Genres und Erzählformen könnten entstehen?

Was wäre, wenn Bücher und Leseerfahrungen vollständig ins Metaverse integriert würden? Wie könnten Leseerlebnisse durch virtuelle und erweiterte Realität erweitert werden? Wie würde sich das auf die Art und Weise auswirken, wie Geschichten erzählt und erfahren werden?

Wie könnten physische Bücher mit digitalen Technologien angereichert werden, um ein umfassenderes Leseerlebnis zu schaffen? Welche Rolle könnten interaktive Elemente und multimediale Inhalte spielen? Was wäre, wenn die physische und digitale Existenz eines Buches untrennbar miteinander verbunden wären? Was wäre, wenn Bücher als interaktive Portale ins Metaverse dienen würden?

Was wäre, wenn KI die Lesegewohnheiten analysieren und personalisierte Bücher erstellen würde? Was wäre, wenn jedes Buch ein einzigartiges digitales Leben im Metaverse hätte? Was wäre, wenn analoge Bücher als Schlüssel zu exklusiven digitalen Erfahrungen fungieren würden?

Was wäre, wenn physische Bücher integrierte Technologie zur CO2-Absorption enthielten?

Was wäre, wenn das Sammeln physischer Bücher zu einer weltweiten Bewegung für Nachhaltigkeit und Umweltschutz würde?

Was wäre, wenn Bücher in der Lage wären, mit ihren Lesern (durch eingebettete KI) zu interagieren?

Was wäre, wenn analoge Bücher digital “aufgerüstet” werden könnten?

Was wäre, wenn Bücher die neuen “Schallplatten” werden? Was wäre, wenn “analoges” Lesen zu einer gemeinschaftlichen und digital-vernetzten Aktivität wird?

Was wäre, wenn Menschen die Emotionen von anderen Menschen beim Lesen des gleichen Buches / des gleichen Satzes sehen könnten? Was wäre, wenn Menschen ihren “Leseschatz” anderen Menschen zeigen können?

Futures Wheel

In Vorbereitung auf den Workshop wurden im Vorfeld mehrere Futures Wheels zu verschiedenen hypothetischen Fragen erstellt. Diese Fragen lauteten:

  • “Was wäre, wenn Bücher in der Lage wären, mit ihren Lesern durch eingebettete KI zu interagieren?”
  • “Was wäre, wenn KI die Lesegewohnheiten analysieren und personalisierte Bücher erstellen könnte?”
  • “Was wäre, wenn analoge Bücher digital aufgerüstet oder erweitert werden könnten?”

Diese Futures Wheels wurden entwickelt, um mögliche Zukunftsszenarien zu visualisieren und die Diskussion während des Workshops anzuregen. Sie bieten eine Grundlage, um die Auswirkungen und Potenziale solcher Entwicklungen im Buchhandel zu erforschen und mit den Experten des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels (BöV) zu diskutieren.

Der Austausch mit den BöV-Experten ergänzte einige wichtige Faktoren, die in den Name Its hervorkommen.

Name It

Die Erkenntnisse, die aus dem Workshop hervorgehen, sind in den „Name Its“ zusammengefasst. Diese Ergebnisse resultieren aus der Zusammenarbeit, bei der verschiedene Szenarien und deren potenzielle Auswirkungen exploriert wurden. Die Future Wheels dienten als methodisches Werkzeug, um die Komplexität und die Wechselwirkungen verschiedener Zukunftsszenarien besser zu verstehen. Durch diesen strukturierten Ansatz konnten fundierte Schlussfolgerungen gezogen werden, die nun in den „Name Its“ dokumentiert sind und als Grundlage für weitere Entscheidungen dienen.

Nachbereitung

Konkrete Anwendung der Methoden:
Im Workshop haben wir das Double Diamond Framework genutzt, um zuerst das Problemfeld des Buchhandels im Jahr 2035 umfassend zu verstehen und anschließend innovative Lösungsansätze zu entwickeln. Mit der STEEP-Analyse haben wir gesellschaftliche, technologische, ökonomische, ökologische und politische Faktoren identifiziert, die den Buchhandel beeinflussen könnten. Die Schlüsselfaktoren und die Szenariospinne halfen uns, verschiedene Zukunftsszenarien zu visualisieren und deren Auswirkungen zu bewerten. Durch die „What if…“-Fragen und das Futures Wheel haben wir alternative Zukünfte und deren Konsequenzen untersucht. Schließlich haben wir mit der Methode „Name It“ klare Begriffe und Konzepte definiert und die Ergebnisse in der Nachbereitung dokumentiert.

Die gesamte Workshop-Erfahrung war sehr bereichernd für uns beide. Der intensive Austausch mit den Experten der BöV war besonders wertvoll, da er tiefere Einblicke in relevante Themenbereiche ermöglichte. Während des Futures-Wheel-Workshops erhielten wir nicht nur Bestätigung für unsere Ideen, sondern konnten auch die Thematik weiter vertiefen und ausweiten.

Besonders interessant waren die spannenden Zukunftsszenarien, die im Rahmen der „Name It“ entstanden und über die wir reflektieren konnten. Diese Szenarien eröffneten neue Perspektiven und Möglichkeiten für die Zukunftsplanung und strategische Ausrichtung.