PROJEKT – Die Transformation

Der Transformationsprozess im Bereich der Altenpflege wird durch die zunehmenden Forderungen nach einem verbesserten Versorgungssystem initiiert. Diese Entwicklung wird durch öffentliche Demonstrationen verstärkt, welche die Aufmerksamkeit auf bestehende Mängel in der Altenpflege lenken. Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, wie beispielsweise Helga – die Greta der Altenpflege –, dienen als Identifikationsfiguren für die Bevölkerung, die sich mit der Perspektive konfrontiert sieht, dass die prekäre Lage des derzeitigen Pflegesystems kurz vor einem Zusammenbruch steht. Es besteht die Erkenntnis darüber, angesichts des demografischen Wandels, der eine Verringerung der Personenanzahl in nachfolgenden Generationen darstellt, entweder zukünftig selbst die Pflege von Angehörigen zu übernehmen oder auf die Unterstützung durch eine zahlenmäßig kleinere nachfolgende Generation angewiesen zu sein. Hinzu kommt der akute Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal, der die Situation verschärft. Des Weiteren kommen die erheblichen Kosten für viele Pflegeangebote und die notwendige Ausstattung für eine adäquate häusliche Pflege, trotz der anteiligen Kostenübernahme durch die Pflegekassen, dazu. Die Doppelbelastung, die auf pflegenden Angehörigen lastet, birgt zudem ein hohes Burnout-Risiko, was die Aufrechterhaltung der häuslichen Pflege gefährdet und die Notwendigkeit kostspieliger stationärer Pflegeoptionen nach sich zieht.

Dem liegen viele bewusste oder unbewusste Ängste zugrunde, wie beispielsweise der Furcht, in ein Heim abgeschoben zu werden, oder der Befürchtung, durch die intensive Pflege der eigenen Eltern einen Teil der eigenen Identität zu verlieren. Gleichzeitig besteht eine Hemmung, sich gemeinsam über diesen Teil des Lebens auszutauschen und eigene Wünsche gegenseitig zu kommunizieren und sich seinen Ängsten zu stellen. Das erschwert einen offenen Dialog über die Herausforderungen in der Altenpflege ungemein.

Daher werden neue Strukturen benötigt, die das Thema Altenpflege in alle Bevölkerungsgruppen tragen. Zum Beispiel kann es in der Schule zugänglich gestaltet werden, z.B. als ehrenamtliches Nachmittagsangebot, bei welchem die Kinder in einer Tagespflege aushelfen und mit den alten Menschen Zeit verbringen (vgl. Ehrenamt als Schulfach in Bad Berka). Eine weitere Möglichkeit ist, das Wissen über Altenpflege direkt als Schulfach anzubieten (vgl. Pflege als Schulfach). Dabei unterstützt das Pflegewerk ausgewählte Pilotschulen bei der Umsetzung, indem es mit den entsprechenden Institutionen auf der Landesebene verhandelt und die Umsetzung an den Schulen begleitet (Personal ausbildet, Unterrichtsmaterial anfertigen, Begleitpersonen zur Verfügung stellt).

Die Ausstattung des Eigenheims in Bezug auf das zunehmende Alter der Bewohnenden muss ebenfalls bedacht werden. Zwar können aktuelle Zuschüsse zur Wohnumfeldverbesserung im Zuge einer Pflegebedürftigkeit bei Pflegekassen beantragt werden, jedoch ist diese Förderung begrenzt (vgl. Pflegehilfe). Pflegebedürftige müssen daher alle weiteren Kosten selbst tragen. Daher stellt der Staat bis 2030 Fördermittel zur Verfügung, die von der Bevölkerung für den Bauprozess des Eigenheims abgerufen werden können. Um die Förderung zu erhalten, muss eine frühzeitige Einplanung von architektonischen Anforderungen für eine spätere häusliche Pflege im Eigenheim nachgewiesen werden, z. B. barrierearme Zugänge im Haus, leichte Erreichbarkeit von Lichtschaltern, Steckdosen oder auch der Platzierung von Notknöpfen. Dabei stellt das Pflegewerk die nötigen Informationen für die Förderungen zur Verfügung, betreut Interessenten bei der Beantragung und der Planung und setzt sich für den Ausbau und Erhalt der Förderung auf politischer Ebene ein.

Mit der steigenden Anerkennung für die Altenpflege in der Gesellschaft etabliert sich bis 2032 ein stark ausgebautes Netzwerk für Nachbarschaftshilfen, sodass Alltagsaufgaben wie Einkaufen, den Garten herrichten oder Fahrdienste leicht von Externen übernommen werden können. Pflegende und Pflegebedürftige tragen ihre benötigte Hilfe in eine dafür entwickelte App vom Pflegewerk ein. Registrierte Nutzende, die sich in der Region befinden und verfügbar sind, werden durch die App benachrichtigt und können den Auftrag entweder annehmen oder weitergeben.

Für eine bessere Integration der Altenpflege im Leben der Pflegenden werden viele Unternehmen eine betriebliche Tagespflege für pflegebedürftige Eltern der Mitarbeitenden anbieten können. Die Betreuung findet durch professionelles Personal direkt auf dem Betriebsgelände statt. Auch der Kontakt zu den erwachsenen Kindern bleibt erhalten, indem man zum gemeinsamen Mittagessen in die Betriebskantine gehen kann. Daher ist die betriebliche Tagespflege 2034 ein überzeugendes Argument bei der Suche nach neuen Mitarbeitenden. Das Pflegewerk unterstützt Unternehmen, indem es im Bauprozess als ein Umsetzungspartner auftritt. Dabei kann das Pflegewerk baufachliche Hilfestellung geben, als auch bei der Finanzierung beraten.

Für eine bessere Integration der Altenpflege im Leben der Pflegenden wird ein neues Arbeitsgesetz für mehr private Fürsorge in allen Gesellschaftsschichten und gleichzeitig mehr Entlastung sorgen. Dabei initiiert das Pflegewerk auf Basis von vielen Austauschgesprächen mit Interessenverbänden für pflegende Angehörige Verhandlungen zwischen Politik und Unternehmen. Diese Verhandlungen bewirkten eine Einigung über ein neues Arbeitsmodell, bei welchem Arbeitnehmende bis zu 20% ihrer Arbeitszeit in die Pflege von Pflegebedürftigen investieren können, bei einem vollen Gehaltsausgleich. Ein anderes Modell ist die Vollzeitpflege. Hier können pflegende Angehörige entscheiden, ob sie sich vollständig um eine pflegebedürftige Person kümmern wollen. Dabei erhalten sie eine Grundlagenausbildung, ein gutes Gehalt und Rentenpunkte, die sicherstellen, dass die pflegende Person später nicht in Altersarmut leben muss. Das Pflegewerk informiert pflegende Angehörige über ihre Optionen und begleitet sie bei Gesprächen mit Arbeitgebenden oder aus Ausbildungsinstituten.

Neben den Handlungsfeldern des Pflegewerks werden auch privatwirtschaftliche Optionen in Bezug auf die Versorgung in der Alterspflege immer attraktiver. So wurden alte Schiffe zu einer Urlaubsoption für Pflegebedürftige umgestaltet, indem sie vollumfänglich für eine teil- und vollstationäre Pflege ausgestattet wurden. Dabei befindet sich das Schiff an Ort und Stelle, wird jedoch um eine technologische 5D-Simulation erweitert, die eine realistische Schiffsreise imitiert. Gleichzeitig können die an Bord befindlichen Passagiere neue individuell anpassbare Therapiemöglichkeiten während des Urlaubs nutzen, wie unterschiedliche ärztliche Untersuchungen, Rehabilitationsprogramme besuchen, z.B. im Schwimmbad oder in speziellen Physiotherapieräumen. Das Pflegewerk übernimmt hierbei eine umfangreiche Kommunikation über das Angebot, indem es Informationen zur Verfügung stellt und auch bei der Buchung unterstützt.

Das Pflegewerk hat erkannt, dass durch eine stetige Berührung mit dem Thema Pflege das allgemeine Wissenslevel steigt und damit die Hemmungen, darüber mit den eigenen Kindern oder Eltern zu sprechen, sinken. Daher wird bis 2035 der Pflegekodex weitestgehend verbreitet sein. Dieser ist eine Gesprächsgrundlage, auf Basis welcher die Bedürfnisse und Wünsche aller Beteiligten im Pflegeprozess geäußert, besprochen und festgehalten werden können. In einem extra dafür gestalteten Buch, welches durch das Pflegewerk veröffentlicht und vertrieben wird, können sich die Beteiligten an ausgewählten spezifischen Anhaltspunkten, wie aktuelle Mobilität, Selbstversorgung, Gestaltung des Alltagslebens und soziale Kontakte, sowie Finanzen und häusliche Pflegeausstattung, orientieren, weitere Informationen dazu lesen und diese intern besprechen. Der Pflegekodex kann zu verschiedenen Zeitpunkten im Leben benutzt werden und soll für eine klare und nicht emotionalisierte Kommunikation beim Thema Alterspflege sorgen.

Die neue Welt 2035

Die Errungenschaften aus dem Transformationsprozess fallen nicht direkt weg, denn es braucht immer Zeit und kleine Schritte für Veränderung. Außerdem braucht es manchmal individuelle oder auch unspektakuläre Lösungen, deshalb sind die Artefakte und das gesellschaftliche Umdenken die Basis für Neues. Aus diesem zeichnen wir die Welt der Altenpflege 2035, welche auf 2 Bereiche aufgeteilt ist: den privaten Bereich auf der rechten Seite und den öffentlichen Bereich auf der linken Seite.


Im privaten Bereich bildet der frühe Kontakt in jungen Jahren mit der Altenpflege durch die Bildung und darauf aufbauend auch in den erwachsenen Lebensjahren die Grundlage. Durch das Pflegewerk und neue Technologien werden Pflegedienste besser unterstützt. Durch das bessere Image der Altenpflege eröffnen sich ebenfalls neue Wege. Die Politik sowie die Kassen fördern Arbeitnehmende, indem sie flexible Arbeitszeitmodelle für eine individuelle Pflege von pflegebedürftigen Angehörigen unterstützen. Über all diese Dinge kann der intelligente Pflege-Buddy des Pflegewerks aufklären, beraten und begleiten.


Jedoch kommt es trotz allem auf die menschlichen Begegnungen an. Durch die sich ändernden Umstände öffnet sich die Gesellschaft dem Thema der Altenpflege. So werden Pflegewerk - Events wie die Bundes - Rentner - Spiele als Begegnungsort für Jung und Alt oder das Pflegeschiff, als ein niederschwelliges privatwirtschaftliches Angebot, Urlaub und Therapien zu verbinden, von der Bevölkerung sehr positiv angenommen.